Itchy - das beste dreißigminütige Konzert aller Zeiten
Indie & Alternative Punk

Itchy — Das beste dreißigminütige Konzert aller Zeiten!

By on Juli 10, 2017

Wenn man ein Kon­zert auf­grund des Sup­ports besucht, hat man eine Men­ge Vor­tei­le. Die Kon­zert­hal­le ist noch nicht über­füllt, man fin­det noch Luft zum Atmen und ein frei­es Sicht­feld ist außer­dem inklu­si­ve. So erging es mir ges­tern, den 09. Juli 2017, auf dem ers­ten Kon­zert von Itchy als Sup­port von Bad Reli­gi­on. Das bes­te drei­ßig­mi­nü­ti­ge Kon­zert aller Zeiten!

Als Nachbar von Evanescence

Wenn man im E‑Werk in Köln ein Kon­zert besucht, kann man davon aus­ge­hen, ohne Pro­ble­me einen Park­platz zu fin­den, wäre da nicht der Gig von Eva­ne­sce­ne im benach­bar­ten Pal­la­di­um gewe­sen. Zum Glück war ich pünkt­lich genug vor Ort, dass mir drei­ßig Minu­ten Park­platz­su­che nicht das Kon­zert von Itchy ver­sau­en konn­ten. Nach­dem ich 1 km ent­fernt end­lich einen Park­platz gefun­den habe, wan­der­te ich Rich­tung E‑Werk, husch­te beim Pres­se­ein­gang schnell an der Meu­te vor­bei und ergat­ter­te noch einen per­fek­ten Platz im obe­ren Publi­kums­be­reich. Dort gelang es gera­de mal einer 1,60 m gro­ßen Frau mir den unte­ren Bild­ab­schnitt mei­ner Ins­ta-Sto­ry zu ver­sau­en. Nicht der Rede wert.

Bald ist es soweit…

Auf Punk-Kon­zer­ten wird in der Regel ja immer auf dem Boden geses­sen, bevor das Kon­zert beginnt. Bei Flo­rence and the Machi­ne wür­den sich das die Fans höchs­tens erlau­ben, wenn sie sich am Rand der Hal­le befän­den, doch im E‑Werk saßen sie ein­fach alle.

Als das Licht sich irgend­wie ver­än­der­te und die Uhr kurz vor Acht schlug, stan­den die ers­ten Zuschau­er dann auf. Spä­tes­tens, als es anfing von Rich­tung Büh­ne aus zu brum­men, stan­den auch die letz­ten Men­schen auf ihren Füßen und das Kon­zert von Itchy konn­te beginnen.

Itchy legt los

Ein dra­ma­ti­scher Ein­spie­ler von Clint Man­sell lei­te­te das Kon­zert ein. Oran­ge­far­be­ne Schein­wer­fer blen­de­ten die Zuschau­er, das Itchy Ban­ner erschien im gol­de­nen Licht und dann ist irgend­wann Schluss mit dem thea­tra­li­schen Beginn und die Band betritt end­lich die Bühne.

Der ers­te Song war der mit­un­ter bekann­tes­te Song von Itchy »Why Still Bother«. Als ers­tes fiel mir auf, dass der Sound per­fekt abge­mischt war. An die­ser Stel­le Kom­pli­ment an den Mischer, ich wür­de dich in Zukunft nur von oben erken­nen, denn ich stand direkt über dir. Im Umkreis von zwei Metern um den Mischer her­um befin­den sich im All­ge­mei­nen die bes­ten Plät­ze, weil bes­ter Sound.

Itchy, hüpft, rennt quer über die Büh­ne und ver­sucht gelun­gen der Meu­te einzuheizen.

Aus mei­nem Blick­feld schien sich das Publi­kum kei­nen Zen­ti­me­ter zu bewe­gen und alle hiel­ten einen iden­ti­schen Abstand von 30 cm ein. Noch.

Nach dem ers­ten Song kün­dig­ten Itchy eine Rest­zeit von 25 Minu­ten Spiel­dau­er an, um die Fans nicht lan­ge vom Head­liner abzu­hal­ten. Doch halt, hier, ich bin doch wegen euch hier! Halb so schlimm, denn Itchy weiß die hal­be Stun­de Spiel­zeit gelun­gen mit alten Klas­si­kern und neu­en Songs zu fül­len und sie wer­den außer­dem dem Job als Sup­port, die Men­ge auf­zu­lo­ckern und die Vor­freu­de zu stei­gern, mehr als gerecht. Ein Kon­zert von 30 Minu­ten ist an sich auch gar nicht so ver­kehrt, man wird ja schließ­lich nicht jün­ger und die Schu­he sind eh viel zu umbe­quem. Wei­ter geht’s.

Das beste dreißigminütige Konzert aller Zeiten!

Es folgt eine der ers­ten neu­en Sin­gles von Itchy: »Keep It Real«. Sehr gut! Ich kann den Song sogar ein biss­chen mit­sin­gen… Im Kopf, ich bin ja schließ­lich voll der spie­ßi­ger Kon­zert­gän­ger. Zum Glück war mein Ver­hal­ten nicht die Regel und die ers­ten Par­ty-Peop­le fin­gen an zu pogen, zu mos­hen und was man noch so macht, wenn das Bier end­lich wirkt.

Dann kom­men Itchy auf eine ganz beson­ders wit­zi­ge Idee. Im Lau­fe des Songs »Keep It Real« wird ein Gitar­ren­kof­fer in die Men­ge gereicht, wor­auf sich Sän­ger Sib­bi (Sebas­ti­an Haf­ner) stellt und, nein, nicht surft, son­dern ein­fach ste­hen bleibt und wei­ter sei­ne Gitar­re spielt. Eine groß­ar­ti­ge Licht­show ist die Fol­ge, die von Mich-Blen­den zu Sib­bi-Beleuch­ten hin und her wech­selt. Spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt sind die  Men­schen in den vor­de­ren Rei­hen enger als 30 cm zusam­men­ge­rückt. Woll­te ja kei­ner, dass Sib­bi runterfällt.

Es ist noch lan­ge kein Ende der hohen Unter­hal­tungs­kunst in Sicht.

Itchy ani­miert das Publi­kum dazu, Arm in Arm in die Luft zu sprin­gen, unab­hän­gig davon, ob man sich kennt oder nicht. Zwi­schen­durch wird auch noch eine wei­te­re aktu­el­le Sin­gle namens »Not­hing« per­formt, das neue Album wird für den 21. Juli 2017 ange­kün­digt und der Roadie von Itchy tritt für eine klei­ne Scream-Unter­stüt­zung einem älte­ren Song bei. Ver­rückt alles.

Vor dem letz­ten Song der Band ver­sucht die Band Itchy ihr Publi­kum zum pfei­fen zu bewe­gen. Eine bestimm­te Melo­die soll­te gepfif­fen wer­den und die Zuschau­er ver­sag­ten kläg­lich. Pein­lich pein­lich. Bas­sist und Sän­ger Pan­zer (Dani­el Friedl) sag­te schnell den letz­ten Song an, mit der Begrün­dung die Schan­de nicht als letz­tes Ereig­nis des Kon­zerts ste­hen zu las­sen… Nicht dass es mor­gen in den Nach­rich­ten steht.

Ich bin zwar kein Nach­rich­ten­dienst, aber ich ver­brei­te die Schan­de des Köl­ner Publi­kums trotz­dem mit Ver­gnü­gung. Ich geste­he an der Stel­le aller­dings ein, dass ich das Pfei­fen selbst kom­plett ver­sem­melt habe. Ist ja auch wirk­lich schwer mit einem fet­ten Grin­sen im Gesicht ordent­lich zu pfeifen.

Ende und Aus

Der letz­te Song ende­te, die Band ver­ließ die Büh­ne und das drei­ßig­mi­nü­ti­ge Kon­zert war so schnell vor­bei, wie es ange­fan­gen hat­te. End­lich wie­der hinsetzen.

Ich muss sagen, dass ich sel­ten ein so guten Sup­port erlebt habe, der es nicht nur weiß die Meu­te gelun­gen für den Head­liner in Stim­mung zu brin­gen, son­dern außer­dem weiß, in so kur­zer Zeit eine so gute Set-List zusammenzuwursten.

Kom­pli­ment ihr Drei, das Kon­zert war super und ver­lei­tet mich auf alle Fäl­le eure kom­men­de Head­liner-Tour zu besuchen.

„All We Know“ Tour 2017

Die Daten für die Fes­ti­val- und Sup­port-Kon­zer­te habe ich euch schon in die­sem Bei­trag zusam­men­ge­stellt. Jetzt kün­dig­te Itchy die Ter­mi­ne für ihre Head­liner-Tour Ende des Jah­res an.

23.11. 2017 — Wies­ba­den (Schlacht­hof)
24.11. 2017 — Ham­burg (Fabrik)
25.11. 2017 — Dres­den (Pusch­kin)
26.11. 2017 — Ber­lin (So36)
30.11. 2017 — Mün­chen (Back­stage Halle)
01.12. 2017 — Wien (Are­na)
03.12. 2017 — Nürn­berg (Hirsch)
07.12. 2017 — Osna­brück (Klei­ne Freiheit)
08.12. 2017 — Jena (Kas­sa­blan­ca)
09.12. 2017 — Saal­bach (Berg­fes­ti­val)
14.12. 2017 — Bochum (Zeche)
15.12. 2017 — Utrecht (De Heling)
16.12. 2017 — Sneek (Boll­werk)
17.12. 2017 — Köln (Under­ground)
22.12. 2017 — Zürich (Dyna­mo)
23.12. 2017 — Stutt­gart (LKA Longhorn)

Noch was…

Tut mir leid, der Bei­trag ist immer noch nicht zu Ende. Eine Sache gibt es noch. Ich habe euch jetzt von einem Kon­zert von Itchy berich­tet, teil­te euch die Daten zu Tour und Album-Release mit und in die ers­ten bei­den Sin­gles konn­te außer­dem rein­ge­hört wer­den. Aber was kann ich denn dafür, wenn Itchy vor weni­gen Tagen zusätz­lich ihre drit­te Sin­gle ver­öf­fent­licht hat, hm? Gar nichts, eben, aber ich kann etwas dafür sie euch nicht vor­zu­ent­hal­ten, denn geil isse.

© Titel­bild: Album­co­ver — »All We Know« von Itchy

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