Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn
Indie & Alternative Kolumne Punk Rock

Konzertfotografie — Mein Debüt bei Smile and Burn

By on Februar 5, 2018

Kon­zert­fo­to­gra­fie. Wor­um geht es eigent­lich bei Kon­zert­fo­to­gra­fie? Ästhe­ti­sche Fotos mit per­fek­tem Licht und foto­ge­nen Musi­kern? Viel­leicht. Doch Eines ist wohl noch wich­ti­ger: Die Stimmung!

Die Stim­mung eines Kon­zerts ein­zu­fan­gen ist in mei­nen Augen das A und O guter Kon­zert­fo­to­gra­fie. Bei Lady Gaga mag eine gewis­se Per­fek­ti­on Teil des Stim­mungs­bil­des sein. Doch in einem klei­nen dunk­len und ver­schwitz­ten Club wie dem Tube in Düs­sel­dorf bedeu­tet wahr­haf­ti­ge Kon­zert­fo­to­gra­fie manch­mal ver­wa­ckel­te, dunk­le Bil­der mit ver­schwitz­ten Musi­kern und betrun­ke­nen Fans. So kann es aus­se­hen und so muss es viel­leicht sogar aussehen.

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

Mein Debüt bei Smile and Burn

Das Kon­zert von Smi­le and Burn am Sams­tag Abend war mei­ne ers­te Kon­zert­fo­to­gra­fie mit ernst­haf­tem Anspruch an mich selbst. Bei bis­he­ri­gen Gigs über­nahm mein Freund und Part­ner Lou­is die Foto­gra­fie und mei­ne Auf­ga­be lag ein­zig und allein im Beob­ach­ten, Mei­nung bil­den und Ins­tasto­ry fil­men. Das war ein­fach, denn ich konn­te den Foto­küns­ten mei­ner bes­se­re Foto­gra­fen­hälf­te ver­trau­en und brauch­te mir kei­ner­lei Gedan­ken dar­um machen, ob es mei­nen Kon­zert-Reviews an guten Fotos feh­len würde.

Dies­mal war es anders. Ich war auf mich allein gestellt. Eine Mischung aus Ner­vo­si­tät und Selbst­be­wusst­sein mach­te sich schon im Lau­fe des Nach­mit­tags breit. Ich bin kein Foto­gra­fie-Anfän­ger. Bei Repor­ta­gen oder künst­le­ri­schen Foto­gra­fien füh­le ich mich wohl und mache mir im Vor­feld kei­ner­lei Sor­gen. Doch Kon­zert­fo­to­gra­fie ist Neu­land für mich, wenn man die ama­teur­haf­ten und halb­her­zi­gen Kon­zert­fo­tos in mei­ner Stu­di­en­zeit außer Acht lässt.

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

Zwischen Bühne, Pogo und Gleichgesinnten

Der Abend begann also mit gemisch­ten Gefüh­len, doch ich mach­te mich ziel­si­cher auf den Weg in die Düs­sel­dor­fer Alt­stadt. Im Tube ange­kom­men mach­ten mein stö­ren­der Ruck­sack und mein ver­ka­ter­ter Beglei­ter schnell Bekannt­schaft und wur­den von mir in den hin­ters­ten Rei­hen im Stich gelas­sen. Ich erkämpf­te mir wäh­rend des Line-Checks von Smi­le and Burn durch pogo­wü­ti­ge Voll­blut­fans einen Weg nach vorn. Dort traf ich zu mei­ner Erleich­te­rung eine Gleich­ge­sinn­te. Ich lern­te die dies­mal ohne Kame­ra aber dafür mit vol­lem Ver­ständ­nis aus­ge­rüs­te­te Kon­zert­fo­to­gra­fin und Blog­ge­rin Son­ja von Kon­zert­sucht ken­nen. Son­ja über­ließ mir nicht nur für die ers­ten bei­den Songs ihren Platz in der ers­ten Rei­he, son­dern nick­te mir außer­dem zustim­mend zu, als ich mich über das man­geln­de Licht in der Loca­ti­on beschwerte.

Das Kon­zert begann. Ein leich­tes Zit­tern behin­der­te mei­nen sonst siche­ren Kame­ragriff, aber das soll­te sich schnell als das kleins­te mei­ner Pro­ble­me her­aus­stel­len. Die Stim­mung ent­fach­te blitz­ar­tig und sowohl die Musi­ker von Smi­le and Burn, als auch die Fans hin­ter mir spran­gen, tanz­ten und pog­ten was das Zeug hält und ich muss­te mich schnell ent­schei­den, was mir wich­ti­ger ist: Ein gutes Foto oder eine hei­le Kamera.

Ich ließ mich nicht beir­ren und schoss, was das Zeug hielt. Ich ver­such­te es zumin­dest. Die SD-Kar­te woll­te mir regel­mä­ßig einen Strich durch die Rech­nung machen; wenig Licht und schnell auf­ein­an­der fol­gen­de Fotos lie­ßen stän­dig die War­nung »Busy« auf mei­nem Bild­schirm auf­blin­ken. Auch der Auto­fo­kus war nicht mein Freund und völ­lig über­for­dert mit den Steh­auf­männ­chen von Smi­le and Burn. Foto­gra­fier­te ich nach vorn, rem­pel­te jemand von hin­ten, foto­gra­fier­te ich nach hin­ten, lös­te die Kame­ra nicht aus. Zu allem Über­fluss beschlug dann mei­ne Bril­le und ich foto­gra­fier­te eine Wei­le nahe­zu blind.

Nach zwei Songs (ja das alles pas­sier­te inner­halb der ers­ten zwei Songs) mach­te ich zur Erleich­te­rung mei­ner direk­ten Nach­barn die Bie­ge und hoff­te auf eini­ger­ma­ßen zufrie­den­stel­len­de Ergebnisse.

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

Frust und fliegende Gegenstände

Nach ein biss­chen fri­scher Luft folg­ten ein Gin-Tonic, ein Bier und der Ver­such, mir vom rest­li­chen Kon­zert für ein Review eine Mei­nung zu bil­den. Die klei­ne aus­ver­kauf­te und dadurch über­füll­te Loca­ti­on mach­ten es mir aller­dings nahe­zu unmög­lich, erneut einen Platz im Sicht­feld der Band zu ergat­tern. Ich bemüh­te mich also auch nicht wei­ter dar­um. Die Stim­mung war groß­ar­tig, die Band sym­pa­thisch, doch ich war ausgelaugt.

Somit mach­te ich mich also wie­der auf den Nach­hau­se­weg. Ich konn­te es kaum erwar­ten die Fotos in Ruhe zu sich­ten. So groß die Vor­freu­de am Anfang war, so zer­stö­re­risch war die Rea­li­tät am Ende — Eine abso­lu­te Kata­stro­phe. Die Bil­der waren ent­we­der zu dun­kel, zu ver­wa­ckelt oder zu unscharf. Ich habe die Mög­lich­kei­ten des guten Objek­tivs nicht rich­tig aus­ge­schöpft, aus wel­chem Grund auch immer. Die Ner­vo­si­tät und fal­sche Beweg­grün­de lie­ßen mich eine nicht opti­ma­le Kame­ra­ein­stel­lung aus­wäh­len, was mich so ärger­te, dass am Abend irgend­wann Sachen durch die Gegend flo­gen. Der Frust war groß. Ich konn­te das doch bes­ser? Was war los? Mit den Fotos von Lou­is konn­ten mei­ne nicht mal ansatz­wei­se mithalten!

An die­sem Abend war ich mir sicher, die Kon­zert­fo­tos nie­mals zu ver­öf­fent­li­chen. Viel­leicht mach­te mich der Gin Tonic am Abend auch etwas thea­tra­lisch (Schnaps ist dein Feind!), doch ich war ent­täuscht von mei­ner Arbeit, ent­täuscht vom Ergeb­nis und außer­dem sicher, dass ich mich nur bla­mie­ren würde.

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

Meine Konzertfotografie — Mein Stil

Am nächs­ten mor­gen sich­te­te ich die Fotos erneut. Nüch­tern, wach und mit dem zwei­ten paar Augen von Lou­is war der Frust zum Glück etwas erlo­schen. Schluss mit dem Ver­glei­chen, Schluss mit dem sich selbst nie­der machen. So wenig »per­fekt« mei­ne Fotos auch waren und sind, zwei Din­ge erfül­len sie: Sie fan­gen die Stim­mung des Kon­zerts ein und blei­ben mei­nem Stil treu. Natür­lich hät­ten sie bes­ser sein kön­nen. Ich weiß auch, dass ich es bes­ser kann. Doch durch die­se Erfah­rung war die Her­aus­for­de­rung in der Post­pro­duk­ti­on nur span­nen­der und ich kann außer­dem sagen: Übung macht den Meis­ter und ich hof­fe ich habe bald wie­der die Gele­gen­heit mei­ne Kon­zert­fo­to­gra­fie zu verbessern.

Aus dem geplan­ten Kon­zert-Review mit per­fek­ten Fotos wur­de also eine Selbst­fin­dungs­ge­schich­te mit etwas »ande­ren« Fotos. Viel­leicht genau rich­tig so, denn Kon­zert-Reviews inter­es­sie­ren eh kei­ne Socke, oder? Selbst auf Kon­zer­te gehen, das ist wohl das Bes­te, dann braucht die Welt auch kei­ne Reviews mehr!

Besucht Smi­le and Burn also noch auf ihren rest­li­chen Kon­zer­ten der »Get Bet­ter Get Worse«-Tour und erlebt die­se ein­ma­li­ge Stim­mung selbst. Ich kann es nur emp­feh­len und hof­fe natür­lich, ihr habt kei­ne ner­vi­ge Foto­gra­fin vor euch ste­hen, die euch die Sicht versperrt.

Cheers!

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

Tour-Daten

05.02.18 — Saar­brü­cken (Gara­ge)

06.02.18 — Wies­ba­den (Schlacht­hof)

15.02.18 — Karls­ru­he (Sub­s­ta­ge)

16.02.18 — Koblenz (Cir­cus Maximus)

17.02.18 — Bochum (Rotun­de)

20.02.18 — Erlan­gen (E‑Werk)

21.02.18 — Dres­den (Pusch­kin)

22.02.18 — Schwein­furt (Statt­bahn­hof)

24.02.18 — Ber­lin (Zukunft Am Ost­kreuz (BENEFIZ))

Konzertfotografie - Mein Debüt bei Smile and Burn

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2 Comments
  1. Antworten

    Daniel

    Februar 5, 2018

    Gutes Ergeb­nis für so viel Enttäuschung!

    • Antworten

      Lena B.

      Februar 5, 2018

      Dan­ke 🙂 Ich bin am Ende dann auch eini­ger­ma­ßen zufrieden 🙂

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