DOTA - »Die Freiheit«
Indie & Alternative

DOTA — Zwischen Tanz und Trübsal

By on September 14, 2018

Sän­ge­rin Dota Kehr ver­öf­fent­lich­te heu­te mit ihrer Band Dota, ehe­ma­lig Dota und die Stadt­pi­ra­ten, ein neu­es Album. Moment, was? Ich wür­de jetzt nicht dar­auf schwö­ren, aber ich glau­be DOTA fasst all das irgend­wie zusam­men. Die Band heißt DOTA. Ende aus. Bei Spo­ti­fy fin­det man aller­dings alles der Band unter Dota Kehr, also nicht beir­ren las­sen! Eins weiß ich jeden­falls sicher: Das neue Album der Band heißt »Die Frei­heit«* und ist seit heu­te für die öffent­li­chen Ohren zugänglich.

DOTA — »In Freiheit«

Zwischen Tanz und Trübsal

Song »Raketenstart«

Ihr kennt die Band DOTA viel­leicht schon von mei­nem #Wort­kunst Revi­val! Ich stell­te euch die Sin­gle-Aus­kopp­lung »Rake­ten­start« vor und erzähl­te euch von einem Zwie­spalt: »Rake­ten­start« lädt von der ers­ten Sekun­de an zum Tan­zen ein. Man summt mit und kommt nicht um ein Fuß­wip­pen drum­her­um. Auch die ers­ten Zei­len des Song­texts spre­chen erst­mal nicht dage­gen, sein Tanz­bein zu schwin­gen. Rake­ten mag ja irgend­wie jeder. Doch dann rea­li­siert man, wozu man da eigent­lich tanzt — Ein Apo­ka­lyp­se-Sze­na­rio, von dem sich nur die Rei­chen über Rake­ten ret­ten kön­nen. Hmm… Viel­leicht doch nicht so zum Tan­zen geeig­net, doch irgend­wie hört der Rhyth­mus nicht auf, in den Glie­dern zu krib­beln. Man kommt um ein iro­ni­sches Abfei­ern des Songs nicht her­um und muss wohl lei­der mit einem fet­ten Grin­sen im Gesicht die Zei­len mitsingen:

»Wir hab’n die Kata­stro­phe kom­men seh’n
Und den Griff nach der Macht mit viel Witz kommentiert
Hat­ten geglaubt, dass das Sys­tem sich selbst reguliert«

- DOTA in »Rake­ten­start«

Heu­te hat sich gezeigt, dass der Kon­trast kein Zufall ist. Die­ser irri­tie­ren­de Cha­rak­ter­zug zieht sich durchs gan­ze Album.

Song »Bunt und Hell«

Ange­fan­gen mit dem ers­ten Song »Bunt und Hell«: Der Song­ti­tel lässt einen freu­di­ge Zei­len über irgend­was Bun­tes und Hel­les erwar­ten, doch am Ende han­delt das Lied von der häss­li­chen und lau­ten Stadt. Doch zart und flott zieht Dota Kehr aus dem offen­sicht­lich so Nega­ti­ven das Bun­te, Hel­le, Lei­se und Schö­ne. Ich lie­be den vor­sich­ti­gen und melan­cho­li­sche Stil des Songs und mag, wie in offen­sicht­lich allem Häss­li­chen auch was Schö­nes ste­cken kann — »Ich hab’s fun­keln sehn.«

Song »Prinz«

In »Prinz« besingt Dota Kehr tro­cken, ratio­nal und gleich­gül­tig die offen­sicht­li­che Tat­sa­che, dass irgend­wo ein Traum­prinz auf sie war­tet. Logisch dabei, dass sie nicht allei­ne auf ihn war­ten möch­te. Am Ende sind viel­leicht ein­fach alle Bezie­hun­gen nur ein Zeit­ver­treib und man war­tet sein Leben lang auf den Richtigen.

Song »Zwei im Bus«

»Zwei im Bus« ist ein Song, bei dem man aus zwei Grün­den genau hin­hö­ren soll­te. Zum einen wird ein wich­ti­ges The­ma besun­gen und zum ande­ren wird eine Geschich­te mit Witz erzählt. Ich muss­te wirk­lich manch­mal laut los­la­chen, doch am Ende habe ich über ein tat­säch­lich Pro­blem gelacht. Wie reagiert man auf ras­sis­ti­sche Wit­ze? Und wie gehe ich mit die­sem ras­sis­ti­sche Wit­ze rei­ßen­den­den Men­schen um?

»Bleib ich jetzt höf­lich… hmmm… oder scheiß ich auf höf­lich… hmmm…«

»Viel­leicht komm’n ein paar Freun­de von ihm,
sit­zen auf dem Sofa, essen Kek­se, nei­gen zu Gewalt«

»Wie dis­kri­mi­niert man jetzt kor­rekt die­sen Ras­sist, das heißt, wenn er einer ist und woher weiß man das mit Sicherheit?«

»Ist ein Witz nur ein Witz oder wirk­lich ein Problem?«

- DOTA in »Zwei im Bus«

Zwischen »Zwei im Bus« und »Orte«

Iro­nie wird in »Die Frei­heit« groß geschrie­ben, aber es geht hin und wie­der auch strai­ght und direkt. Im Tit­le Track zum Bei­spiel braucht es gera­de mal 1:17 Minu­ten und 3 Sät­ze, um eine kla­re Bot­schaft zu über­mit­teln. Echt voll deep.

»So viel Frei­heit, ich bin überfordert.
Was mach’ ich daraus?
Ich such mir einen Yoga­leh­rer, der mir sagt, wann ich ein­at­men soll
und wann aus«

- DOTA in »Die Freiheit«

Zwischen den Zeilen

Unterm Strich lässt DOTA einen zu Apo­ka­lyp­se-Sze­na­ri­en tan­zen und zu Ras­sis­mus-Pro­ble­men lachen. Als wür­de die Band uns mit ihrer Musik aus­trick­sen und durch ihre Iro­nie und cle­ver gewähl­ten Wider­sprü­chen zum Nach­den­ken anre­gen. Letzt­end­lich kann ich davor nur mei­nen Hut zie­hen, denn ich durch­le­be sämt­li­che Stim­mun­gen, Gefüh­le und Gedan­ken beim Hören von »Die Frei­heit«* und bin auch irgend­wie ein wenig überfordert.

© Titel­bild: Anni­ka Weinthal

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