Kraków Loves Adana - »Songs After The Blue«
Indie & Alternative

Kraków Loves Adana im Interview — »Songs After The Blue«

By on April 30, 2018

Am 6. April erschien das neue Album »Songs After The Blue« von Kraków Loves Ada­na. Ich durf­te mit Sän­ge­rin Deniz ein spon­ta­nes Inter­view füh­ren, in dem wir über sie inspi­rie­ren­de Bücher sprechen.

Album »Songs After The Blue«

Nach­dem mich die Sin­gle-Aukopp­lung »Ame­ri­can Boy« schon total über­wäl­tig­te, konn­te ich es kaum abwar­ten, mich mit dem neu­en Album aus­ein­an­der zu set­zen. Der Pres­se­text zu »Songs After The Blue« beton­te, dass sich Sän­ge­rin Deniz für das neue Album von vie­ler­lei Lite­ra­tur inspi­rie­ren ließ - »Brie­fe an einen jun­gen Dich­ter« von Rai­ner Maria Ril­ke, »The Artist’s Way« von Julia Came­ron und »Just Kids« von Pat­ti Smith. Als ich das gele­sen habe, woll­te ich mehr wis­sen. Vor allem bei Pat­ti Smit­hs »Just Kids« wer­de ich immer direkt hell­hö­rig. Ich konn­te mich also mit die­ser noch viel zu all­ge­mei­nen Aus­sa­ge über die Inspi­ra­ti­on von Büchern nicht zufrie­den geben.

So kam es dazu, dass ich mit Deniz zwi­schen Album-Release und Tour-Stress ein spon­ta­nes Mail-Inter­view füh­ren durf­te. Ich war ein­fach viel zu neu­gie­rig, inwie­weit Pat­ti Smit­hs »Just Kids« Deniz inspirierte.

Deniz im Interview über Patti Smiths »Just Kids«

Zu Beginn wür­de mich inter­es­sie­ren, inwie­fern dich die Bücher inspi­riert haben. Geht es um den Inhalt bzw. die Geschich­ten oder viel­leicht auch die Schreib­wei­sen und Texte?

Den Ein­stieg in die The­ma­tik habe ich in ers­ter Linie durch Ril­kes »Brie­fe an einen jun­gen Dich­ter« gefun­den. Was macht einen Künst­ler aus und wie schafft man es, sei­ne Krea­ti­vi­tät auf Papier zu bringen?
Am meis­ten hat mich aber Julia Cameron’s »The Artist’s Way« inhalt­lich inspiriert.
Sie führt hilf­rei­che Her­an­ge­hens­wei­sen auf und gibt auch Ein­bli­cke in die Denk­wei­sen und Blo­cka­den eines jeden Krea­ti­ven. Es ist schon erstaun­lich wie oft ich beim Lesen dach­te »Same tbh«.

»Just Kids« von Pat­ti Smith hat dich, laut Pres­se­text, eben­falls inspi­riert. Wie genau hat dich das Buch beeinflusst?

Ich habe das Buch in einer Zeit gele­sen, in wel­cher ich selbst nicht so recht wuss­te, in wel­che Rich­tung ich mit KLA gehen möch­te. Ich wuss­te, dass da noch viel krea­ti­ve Ener­gie in mir schlum­mert, wuss­te aller­dings nicht so genau, wie ich die­se am bes­ten ein­set­zen kann. Dann der all­täg­li­che Kampf, sei­nen Lebens­un­ter­halt zu finan­zie­ren, eher schlecht als recht, und in den Aben­den dann auch noch sei­ner Krea­ti­vi­tät nach­zu­ge­hen und gemein­sam mit Rob an der eige­nen Visi­on zu arbei­ten. Es war schon sehr anstren­gend und zeit­wei­se waren wir bei­de einem Burn Out nah. Ins­ge­samt sehe ich eini­ge Par­al­le­len zwi­schen uns und Pat­ti Smiths/Robert Mapp­lethor­pes ers­ten Jah­ren in New York.
Der Ein­fluss war somit in ers­ter Linie der bio­gra­fi­sche und die Gewiss­heit, auf dem rich­ti­gen Weg zu sein und sich der gan­ze Strugg­le doch lohnt.

Als ich ange­fan­gen habe die Bio­gra­fie zu lesen, habe ich mich auto­ma­tisch mehr mit Pat­ti Smith als Per­son aus­ein­an­der gesetzt. Ihre Musik kann­te ich schon, aber ich bin noch tie­fer in die Mate­rie, habe mir ihre foto­gra­fi­schen Arbei­ten ange­schaut und war noch mehr von ihr fas­zi­niert als sowie­so schon. Ging es dir ähnlich?

Ja, vor allem mit ihren Song­tex­ten, ers­ten Live­au­f­trit­ten und kon­tem­po­rä­ren Inter­views habe ich mich dar­auf­hin mehr beschäftigt.
Aber auch mit den Geschich­ten ande­rer Künst­ler, die kurz vor­her auf­ka­men, v.a. The Vel­vet Under­ground und Lou Reed.

Spielt Pat­ti Smith als Musi­ke­rin für dich auch ein wich­ti­ge Rol­le oder mehr als Autorin und Lyri­ke­rin? Oder bei­des? Ist sie für dich viel­leicht auch eine Art Vor­bild? (Für mich auf alle Fälle!)

Für mich spielt Pat­ti Smith in ers­ter Linie eine wich­ti­ge Rol­le mit ihrem Welt­bild und ihrem Wer­de­gang als Künst­le­rin und nicht »nur« als Musikerin.
Sie zeigt ganz gut, dass man sich nicht auf einen Bereich beschrän­ken muss, son­dern krea­ti­ve Ener­gie viel­fäl­tig genutzt wer­den kann.

Du hast ja auch eine ähn­lich mar­kan­te Gesangs­stim­me wie Pat­ti Smith. Zwar anders, aber mit ähn­li­chen Cha­rak­ter­zü­gen. Ist das Zufall oder Schicksal?

Das kann nur Schick­sal sein! Es ist schon inter­es­sant, dass mir zu Schul­zei­ten immer wie­der attes­tiert wur­de, ich könn­te nicht singen.
Ich sehe mich wohl auch des­halb nicht als Sän­ge­rin, son­dern viel mehr als krea­ti­ve Per­son, die nun­mal in ers­ter Linie Musik macht und dafür auch ihre Stim­me als wei­te­res Instru­ment nutzt.

Pat­ti Smith sieht sich selbst ja auch weni­ger als Musi­ke­rin, als als Lyri­kern und Poe­tin. Noch eine Par­al­le­le zwi­schen beiden!

Gibt es einen Song, von dem du sagen kannst »der wäre nicht so gewor­den, hät­te ich »Just Kids« nicht gelesen.«?

Das nicht, aber viel­leicht wür­de ich jetzt gewis­se Ansich­ten nicht haben, hät­te ich das Buch oder Ril­ke / Came­ron nicht gelesen.
Krea­ti­vi­tät braucht Zeit, egal wie schnell­le­big unse­re auch sein mag. Lass dir Zeit für dei­ne Musik, ver­giss den ver­meint­lich schnel­len Erfolg und kon­zen­trier dich viel­mehr auf dei­ne eige­ne Ent­wick­lung als Künst­ler und vor allem auch als Mensch.

Hashtag #Liebesroman

Das The­ma ist eigent­lich einen aus­führ­li­chen Dia­log wert. Das sag­te ich Deniz Çiçek und Robert Heit­mann von Kraków Loves Ada­na auch schon im Mail-Inter­view. Viel­leicht kom­men wir ja sogar irgend­wann dazu, uns per­sön­lich dar­über zu unter­hal­ten. Ich könn­te mich näm­lich stun­den­lang über Pat­ti Smith und natür­lich auch über die Musik von Kraków Loves Ada­na selbst unterhalten.

Inten­ti­on für ein Inter­view über das The­ma war übri­gens auch mein letz­ter Hash­tag #Lie­bes­ro­man auf Zeilenzunder. Der Hash­tag und die dazu­ge­hö­ri­ge Play­list behan­deln zwar Musik, die einen beim Lesen beglei­ten soll, doch ich fand es eben­falls span­nend, wie Lite­ra­tur einen beim Schrei­ben von Musik beein­flus­sen kann.

Wer übri­gens noch mehr über das Album, die Inten­tio­nen von Deniz und vie­lem mehr erfah­ren möch­te, soll­te unbe­dingt bei abgefreakt.de vor­bei schau­en. Die Blog­ge­rin Anne­kat­rin hat näm­lich eben­falls ein sehr span­nen­des Inter­view mit Deniz geführt. Zusam­men beleuch­ten sie »Songs After The Blue« von noch mehr Sei­ten als nur den Buchseiten.

© Titel­bild: Ebba Ågren

 

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